Typisch Freiburg (IV): Historix-Tours

Alle Fotos: M. Pohlmann 

Als sie sich 1998 zusammen fanden, um mit Historix-Tours eine andere Art der Stadtführung in Freiburg zu etablieren, dürften Nicola Aly und Hartmut Stiller kaum erwartet haben, 15 Jahre später eine so starke Marke in Freiburg zu sein, dass Historix-Tours sogar als typisch für die Stadt angesehen wird. Obwohl der Weg dorthin nicht einfach war und es natürlich Nachahmer gab.



Historix-Tours, dieser Name steht in Freiburg für Event-Stadtführungen und Ghostwalks. Also für eine Art der Stadtführung, die es bis dahin in Freiburg (und überhaupt in Deutschland) so nicht gegeben hatte. Täglich, bei jedem Wetter und unabhängig von der Zahl der Teilnehmer gibt es mindestens eine Stadtführung. Eine Stadtführung, bei der man übrigens keineswegs weniger über Freiburg und seine Geschichte erfährt als bei einer „klassischen“ Führung - nur ist es deutlich unterhaltsamer.

Professionelle Schauspieler schlüpfen in historische Rollen und lassen an Hand der Erlebnisse einer konkreten Person die Geschichte der Stadt lebendig werden. So beispielsweise bei der Tour „Rache, Geister, Erzrivalen“, die jeden zweiten Samstag um 20 Uhr angeboten wird.

Diese Tour legt den Fokus auf den Teil der Stadtgeschichte, in dem im Wechsel Frankreich

und das Haus Habsburg die Herrschaft über Freiburg hatten. „Henri LeMalheure“, eigenen Angaben zu Folge der uneheliche Sohn Ludwigs des XIV. ist hierbei die Person, die diese Phase der Geschichte der Stadt zum Leben erweckt. Und Schauspieler Olaf Creutzburg ist Henri LeMalheure - von der ersten Minute an. Selbst das Einkassieren der Beiträge ist Teil seiner Rolle - und er kündigt dabei an, den zahlreichen Interessenten zu zeigen, wie Freiburg unter französischer Ägide „endlich“ glücklich, sauber und groß wurde.

Immer wieder gejagt von seinem Widersacher, dem Freiburger Zunftmeister „Maurice Rabenaas“, führt „Henri LeMalheure“ die Gruppe (Stadt-)geschichtsinteressierter dann durch die Altstadt und zeigt die Überbleibsel der französischen Zeit. So erfährt man Vieles über die Zeit zwischen 1677 und 1745 in Freiburg, aber auch über die Verbindung Ludwigs XIV. zu der Stadt. Und nicht zuletzt gibt es da auch noch eine persönliche Geschichte zu erzählen - von Anne-Marie, der Frau zwischen den beiden Männern und Grund für deren ewige Feindschaft. Zur Mitte der Tour teilt sich die Gruppe dann auf - ein Teil bekommt die Geschichte von „Maurice Rabenaas“ erzählt (und damit aus habsburgerischer Sicht), der andere Teil von „Henri LeMalheure“ (und damit aus französischer Sicht). Somit kann man sich nach der Tour über die unterschiedlichen Erzählweisen unterhalten und dabei sehr plastisch erleben, wie sehr „Geschichte“ und deren Inhalt von dem abhängt, der sie erzählt bzw. aufschreibt.

Zwei Stunden Tour vergehen so wie im Flug und „Henri LeMalheur“ versteht es meisterhaft, lustige und tragische Elemente so zu vermischen, dass es weder eine „Comedy-Tour“ wird noch eine traurige Geschichte nach der anderen erzählt wird.

Dass dabei alle historischen Fakten im Unterschied zu manch anderer Tour nicht aus Wikipedia-Artikeln zusammen geschrieben wurden, sondern von Historikern recherchiert, macht die besondere inhaltliche Qualität der Historix-Tours-Stadtführungen aus. Dass man gar nicht merkt, dass man zwei Stunden lang „belehrt“ wird, sondern eher das Gefühl einer (sehr guten) Theateraufführung hat, ist hingegen Ausweis der besonderen Unterhaltungsqualität von Historix-Tours. Sozusagen erstklassiges Straßentheater, das die Stadtgeschichte auf unterhaltsam-spannnende Weise und doch historisch fundiert nahe bringt.

So heben sich die Historix-Tours-Stadtführungen sowohl vom Unterhaltungswert als auch von der inhaltlichen Tiefe nicht nur von dem ab, was man gemeinhin von einer Stadtführung erwarten kann - sondern auch von ihren Wettbewerbern. Deshalb kann Historix-Tours heute mit Fug und Recht für sich in Anspruch nehmen, „typisch Freiburg“ zu sein.

Mehr zu den Touren von Historix-Tours finden Sie auf deren Homepage.